Agata Zubel: 3 Songs
Ohne Worte. Falsche Richtung. Es sollte nicht so sein.
Agata Zubel
Ohne Worte. Falsche Richtung. Es sollte nicht so sein.
Agata Zubel
Agata Zubel (*1978 in Wrocław) ist Komponistin und Sängerin. Sie ist für ihre einzigartige Stimmbreite und den Einsatz von Techniken bekannt, die Stereotypen in Frage stellen. Sie gibt Konzerte auf der ganzen Welt und hat zahlreiche neue Werke uraufgeführt. Agata Zubels Kompositionen wurden von renommierten Musikinstitutionen, Orchestern und Ensembles aufgeführt. Ihre Diskographie umfasst mehr als ein Dutzend Titel. 2010 wurde ihr Opernballett Between in der Nationaloper in Warschau uraufgeführt und 2011 erhielt sie den Auftrag, für dieses Theater eine weitere Oper zu schreiben – Oresteia. Das nächste Musiktheater, Bildbeschreibung, entstand 2016 im Auftrag des Klangforum Wien und wurde 2018 uraufgeführt.
Derzeit ist sie Dozentin an der Musikakademie in Wrocław. Im Jahr 2020 erhielt sie den Professorentitel in Kunst. Sie wurde mit dem Verdienstabzeichen für die polnische Kultur und der Medaille »Gloria Artis« ausgezeichnet. Sie erhielt Stipendien vom Ministerium für Kultur und nationales Erbe, der Rockefeller-Stiftung, der Ernst von Siemens Musikstiftung und Kultur Kontakt Austria. Sie ist außerdem Mitglied des Polnischen Komponistenverbandes. Gemeinsam mit dem Komponisten und Pianisten Cezary Duchnowski gründete sie das Duo ElettroVoce.
2018 erschien in Kiew ein Buch der berühmten ukrainischen Dichterin Iya Kiva mit dem Titel „Ein Stück weiter vom Himmel“. Und der Titel des Vorworts lautete: „Notizen über das Konzept der Vorhölle“. Ja, seit dem Sommer 2014 – seit der Flucht aus dem besetzten Donezk – begann für diese Dichterin ihr eigener Limbus. Wie es etwa bei Paul Celan begann.
Die Art und Weise, „Zeichen der Gegenwart“ zu lesen – geht durch den Klang.
Wir erinnern uns an vergessene Melodien von Wiegenliedern, Kinderliedern oder alten Schreien… Wir nähern uns dem Instrument – wir lauschen der Welt um uns herum, klammern uns an ihre Reben, ihre Bäume… wir lauschen auf all ihre Zeichen, wir erkennen uns selbst darin.
(Ich schreibe diesen Werkkommentar am 31. Dezember 2021 in Kiew. Am Morgen sah ich in der Zeitung wieder die Ankündigung über die Sammlung von Truppen Russlands an den Grenzen der Ukraine… Und das ist ein Teil meiner „Zeichen der Gegenwart“)
Alla Zagaykevych
Alla Zagaykevych (*1966) ist ukrainische Komponistin, Performance-Künstlerin, Kuratorin elektroakustischer Musikprojekte und Musikwissenschaftlerin. Sie studierte an der Nationalen Musikakademie der Ukraine in Kiew und besuchte 1995/96 den Jahreskurs für Komposition und Musikinformatik am IRCAM (Paris). Seit 1997 ist sie Dozentin an der Kompositionsabteilung der Nationalen Musikakademie der Ukraine in Kiew, wo sie das Studio für elektronische Musik gründete (unterstützt von der International Renaissance Foundation).
Ihr Werk umfasst symphonische, instrumentale und vokale Kammermusik, elektroakustische Kompositionen, multimediale Installationen und Performances, Opern und Filmmusik. Seit 2003 ist sie Künstlerische Leiterin der internationalen Projekte Electroacoustics Kiew, seit 2010 die Präsidentin der Vereinigung für elektroakustische Musik der Ukraine. 2017 kuratierte sie das Musikprogramm des Book Arsenal Festivals, 2018 bis 2020 das Envision Sound Programm des British Council und des Dovzhenko Centre, 2019 war sie Mentorin der internationalen Meisterklasse für akusmatische und elektroakustische Musik “Sound around me” in Wien. Alla Zagaykevych verfasste zahlreiche musikwissenschaftliche Artikel. Als beste Komponistin erhielt sie 2017 die Goldene Dzyga der Ukrainischen Filmakademie.
http://cargocollective.com/mediartists/filter/Ukraine/Alla-Zagaykevych
Iluminations steht hier für den Wunsch zu erleuchten, was bewusst vergessen oder ignoriert wird; was in einem unbestimmten Ort „in Limbo“ gehalten wird; was jemanden zum gesellschaftlichen und politischen Waisen macht. Die Lieder von Illuminations nehmen sich solcher Waisen an. Sie basieren auf deren eigenen Aussagen und sind teils Protokoll, teils energische Rede. Die Lieder demonstrieren: Sie werden durch Tonbänder vielstimmig, durch Megaphone laut, durch Smartphones international geteilt und dokumentiert. Die drei Illuminations-Songs suchen keine subtilen Schattenbereiche des Ausdrucks auf, sondern machen die Klaviertasten zu skandierenden Posaunen und E-Gitarren. Die Musik dazu entstammt der Tradition des politischen Protestliedes und des Rock-Songs. Illuminationen ist auch der Titel eines Essay Bandes von Walter Benjamin, der als latente Inspirationsquelle diente.
Yin Wang
In ihren Kompositionen beschäftigt sich Ying Wang (1976 in Shanghai) mit Themen wie Umweltverschmutzung, globalen sozialen Missstände, politischer Verfolgung oder dem Verhältnis des Menschen zur Technologie. Sie sucht in ihrer Arbeit stets neue Schnittstellen zu anderen Medien und Künsten wie Tanz, Video, digitale Kunst, Licht, bildende Kunst und Performance.
Ying Wang kam 2003 aus Shanghai zunächst nach Köln und schließlich nach Berlin. Sie hat mit zahlreicheichen Orchestern und Ensembles in Europa sowie Asien zusammengearbeitet. 2013 wurden ihr der Produktionspreis des Giga-Hertz-Preises und der Komponistenpreis der 5. Brandenburger Biennale verliehen. Neben dem IEMA-Stipendium 2009/10 erhielt sie weitere Stipendien vom Experimentalstudio des SWR, vom Bundesministerium Wien und auf Vorschlag von Peter Eötvös vom Herrenhaus Edenkoben. 2014 gewann sie den 35. Irino prize für Kammerorchester in Tokio. 2015 lud der Deutschlandfunk sie als „Composer in residence“ zum Festival „Forum Neuer Musik“ in Köln ein. 2017 erhielt sie den Heidelberg Künstlerinnenpreis. 2020 war sie Stipendiatin der Deutschen Akademie in Rom.
Ying WANG absolvierte ihr Kompositionsstudium bei York Höller, Rebecca Saunders und Johannes Schöllhorn an der HfMT Köln. Elektronische Komposition studierte sie bei Michael Beil. 2010 schloss sie den Masterstudiengang für Zeitgenössische Musik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt im Rahmen eines Stipendiums der Internationalen Ensemble Modern Akademie (IEMA) ab. 2012 nahm sie am Cursus de Composition et d’informatique musicale/Ircam Paris teil.
1 maulbeeren
2 fenchel
3 marder
4 vogelgrabsong
5 streichholz
Lieder zu schreiben, Gesangliches zu komponieren, ist seit vielen Jahren mein Wunsch. Allerdings wollte ich mich auf jene Verfahren und Ausdrucksformen, die mir sonst bei meiner melodischen Arbeit wichtig sind, nicht verlassen: Eine „Heterochronität“ simultaner Ebenen und achteltönig auskomponierte melodische Linien habe ich mit Blick auf die Besetzung zu Beginn des Arbeitsprozesses ausgeschlossen. In dieser Beschränkung lag zugleich der Reiz, mich bei manchen Liedern in Richtung „Song“ zu bewegen.
Heterogenität entsteht in diesem kleinen Zyklus durch die Gegenüberstellung kontrastierender Lieder, bzw. eben Songs, die sich in ihrer Andersartigkeit wechselseitig perspektivieren. Die formale Anordnung der Lieder folgt dabei der Intensität der besungenen Formen des Verzehrens: Vom sehnsuchtsvollen Verspeisen der Maulbeeren und des Fenchels zum Blutrausch des Marders, der die Tauben „entkorkt“, zu den Vögeln, die sich über die menschlichen Körper hermachen, bis hin zum metaphorischen Streichholz, das sich (und seine Zeit) brennend verzehrt.
Simple Songs & Lieder des Verzehrens sind Viktoriia Vitrenko gewidmet.
Sven-Ingo Koch
Sven-Ingo Koch (*1974 in Hagen) studierte Komposition, Computerkomposition, Klavierspiel und Musikwissenschaft an der Folkwang-Hochschule Essen, an der University of California San Diego und in Stanford, u.a. bei Nicolaus Huber, Roger Reynolds und Brian Ferneyhough. Zutiefst geprägt von dem aus diesen Studien resultierenden Kalifornien-Aufenthalt (1999-2003), ermöglicht durch Stipendien des DAAD und der Stanford University, wohnt Sven-Ingo Koch nun wieder in Deutschland, die Weiten der Strände und Wüsten Kaliforniens unsäglich vermissend. Prägend wirkten außerdem längere Aufenthalte in Rom (Villa Massimo) und Istanbul. Beeinflusst von den Erfahrungen seiner Reisejahre interessiert sich Sven-Ingo Koch einerseits für ein enges Verbinden, auch Überwinden von Gegensätzlichem, ist aber andererseits nicht minder fasziniert von der Simultanität sich überlagernder Zeitebenen: „Heterochronien“, in denen bei gleichzeitiger Reduktion des Materials verschiedene Ebenen nicht einer Zentralperspektive unterliegen. In Wechselwirkung damit steht die Hinterfragung der Interaktion der Instrumente und die Auslotung ihres Verhältnisses im Spannungsbereich zwischen radikaler Unabhängigkeit und gegenseitiger Bedingtheit. Dies inspiriert auch die Suche nach einer Melodik, in der mikrotonal melodische – melodisch bedeutet auch: erinnerbare – Linien sich unabhängig voneinander entfalten.
Ich schrieb diesen Zyklus, als ich in die Niederlande zog, als eine Art Abschiedserklärung an mein früheres Ich. Ich wollte, dass die Leute es gleichzeitig auf dem Klavier spielen und singen können.
Teile:
1. Glocken (Originaltext)
2. Zärtlicher als die Zärtlichkeit selbst (nach einem Text von Osip Mandelstam, Fragment)
3. Aufruf (Originaltext, Anna Reshetniak gewidmet)
4. Wiegenlied (Originaltext, Vincent van Gogh gewidmet)
5. Lebyadkinas Lied (auf einen Text von Fjodor Dostojewski)
6. Abzählvers (Originaltext, Jim Jarmusch gewidmet)
7. Agnus Dei (Swjatoslaw Lunjow gewidmet)
Maxim Shalygin
Die Kompositionen von Maxim Shalygin (*1985 in Kamianske, Ukraine) umfassen kammermusikalische, vokale, symphonische und elektroakustische Musik sowie Musik für Theater, Ballett und Film. Der Komponist erweitert die traditionelle Palette der Spieltechniken, wobei er weniger auf “erweiterte Techniken” zurückgreift, sondern die Klänge der Instrumente in ihrer ganzen kongenialen Klangfülle entfalten möchte. Er möchte “eine breite Palette von Techniken mit psychologischer Einsicht und Spiritualität verbinden: Keine akademischen Formeln also, auch keine avantgardistischen Radikalismen, sondern eine in sich geschlossene Skala von Spieltechniken, die nie die Verbindung zur Klanglichkeit kappt und so die Beibehaltung einer durch und durch tonalen Sprache ermöglicht.“
Maxim Shalygin begann im Alter von 16 Jahren ein Kompositionsstudium bei Irina Ivashenko. 2004 absolvierte er eine einjährige Ausbildung bei Boris Tishchenko am Staatlichen N. Rimski-Korsakow-Konservatorium St. Petersburg (RU). Seinen ersten Master-Abschluss erhielt er 2010 an der Nationalen Musikakademie in Kiew (UA). 2011 erhielt er seinen zweiten Master-Abschluss am Königlichen Konservatorium in Den Haag (NL), wo er bei Cornelis de Bondt und Diderik Wagenaar studierte. Er lebt und arbeitet derzeit in den Niederlanden. Shalygin war Composer-in-Residence in Izolyatsia [UA], beim Storioni Festival [NL] und beim Soundsofmusic Festival (NL). Seine Werke werden auf Musikfestivals weltweit aufgeführt.
Die Sängerin und Dirigentin Viktoriia Vitrenko (*1990 in der Ukraine) schloss 2012 ihr Studium in Dirigieren an der Nationalen Musikakademie der Ukraine bei Viktor Petrychenko ab. 2015 absolvierte sie ihren Bachelor in Chordirigieren bei Denis Rouger an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. Ab 2014 studierte sie bei Angelika Luz und Georg Nigl im Masterstudiengang Neue Musik/Gesang.
Seither ist die vielseitige Musikerin sowohl als Dirigentin – unter anderem des Kammerorchesters Pforzheim, des Concerto Tübingen, der Stuttgarter Philharmoniker, des Divertimento Ensembles und des Landesjugendensembles Neue Musik Baden-Württemberg als auch als Sängerin mit Auftritten in Musiktheater und zeitgenössischen projekten in zahlreichen Ländern Europas tätig.
Ihre Debut-CD “Scenes” (2019, AUDITE) mit Kammermusik von György Kurtág gewann den Supersonic Pizzicato und wurde für den Preis der deutschen Schallplattenkritik (PdSK-2019) und International Contemporary Music Awards 2020 (ICMA 2020) nominiert.
Der kulturelle und gesellschaftliche Austausch ist Viktoriia Vitrenko ein zentrales Anliegen. Sie sieht sich als Mittlerin für die ukrainische Kultur und setzt sich aktiv für einen Dialog ein. 2017 gründete sie zusammen mit Maria Kalesnikava und Jasmin Schädler die Initiative InterAkt, eine spartenübergreifende Initiative mit dem Fokus auf sozial-politische und technologische Themen.
Titus Selge (*1966 in Münster) hospitierte und assistierte nach dem Abitur von 1985 bis 1988 am Württembergischen Staatstheater Stuttgart und hatte anschließend ein Festengagement am Theater Basel (Regie-Debüt mit “Le schmürz“ von Boris Vian). Ab 1991 war er an verschiedenen Theatern im Bundesgebiet als Regisseur, Drehbuchautor und Schauspieler tätig. 1994 bis 1999 absolvierte er die Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg, wo er nach Kurzfilmen (u. a. “Zita”, 1996) auch seinen Abschlussfilm drehte (“Altöl und Champagner”, 1999).
Titus Selge arbeitet als Regisseur und Drehbuchautor für Film und Fernsehen (Tatort, Polizeiruf 110 u.a.) sowie als Musiktheaterregisseur (u.a. „Geschichte“ von Oscar Strasnoy mit den Neuen Vocalsolisten, 2010). Für seinen Film „Unterwerfung“ (2018) mit dem Schauspieler Edgar Selge erhielt er 2019 den Romy-Akademiepreis für den besten TV-Film des Jahres.
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