ECLAT Konzert 3a


Freitag, 5. Februar/19:15 und 22:15 Uhr/Theaterhaus T3
Interaktionen
Elena Rykova: The Mirror of Galadriel
für zwei Performer, Tischtennisplatte und Pinienzapfen (2012) DE
Elena Rykova und Denis Khorov, Performance
Freitag, 5. Februar/ab 19:30 und 22:30 Uhr/Theaterhaus P1
Brahim Kerkour: Drift
Performance für einen Akteur, Kamera und Elektronik (2015) UA
Brahim Kerkour, Performance
Biographien und Werkkommentare
Die Komponistin, Performancekünstlerin und Improvisatorin Elena Rykova (*1991 in Ufa, Republik Baschkortostan/Russland) studierte 2010 bis 2015 in Moskau bei Prof. Yuri Kasparov und seit Oktober 2015 bei Prof. Johannes Schöllhorn in Köln. Zahlreiche Meisterkurse bei so unterschiedlichen Komponisten wie Peter Ablinger, Pierluigi Billone, Chaya Czernowin, Beat Furrer, Johannes Kreidler u.v.a. ergänzen ihre Ausbildung. Für ihre experimentellen Werke entwickelt Elena Rykova eigene Instrumente und Kunstobjekte, sie arbeitet mit Objets trouvés, analogen Devices, theatralen Elementen, kreiert offene graphische Partituren, Installationen, verbale und Spiel-basierte Partituren, Kammer- und Symphonische Musik sowie Partituren für Performer und Improvisatoren. Ihre Performance The Mirror of Galadriel, deren Titel auf ein Phänomen aus J.R.R. Tolkiens Herr der Ringe anspielt, kam in die Finalrunde des Gaudeamus Preises (NL) und war nominiert beim Kandinsky Preis 2014. Die Premiere fand im Dezember 2012 beim Projekt »Dialogs/Memory Spaces« der Reihe Platforma in Moskau statt.
The Mirror of Galadriel
Eine musikalische Performance aus dem Bereich der Bildenden Kunst: Zwei Performer–ein Mann und eine Frau–interagieren auf den beiden Seiten einer Tischtennisplatte, die durch ein Netz (»Spiegel«) geteilt ist. Sie reflektieren jeweils die Aktionen des anderen entsprechend den Regeln, die in der Partitur vermerkt sind. Einer der Spieler ist der Anführer, der andere spiegelt die Bewegungen. Ab einem gewissen Punkt ändern oder teilen sie jedoch ihre Rollen. Einzige Objekte sind Pinienzapfen, sie wirken auf die Oberfläche der Platte ein. Die Klänge, die dabei erzeugt werden, entsprechen später Klängen von Atem. Es geht um das Verstehen ohne Worte, um die Frage, ob im anderen nur die eigene Reflektion gesehen wird, um den Wunsch, Einfluss auf ein Geschehen zu nehmen. Es geht um den Moment, der das Spiel verändert und um das Leben, das über seine Grenzen hinausgeht. Eines der Ziele ist, den Reichtum natürlicher Klänge zu entdecken, ohne speziell konstruierte Instrumente zu nutzen. Daher gibt es wichtige Kriterien für die Objekte: Die Zapfen müssen offen und trocken sein, sie müssen leicht abprallen können, und wenn sie über die Oberfläche der Platte geschoben werden, sollten sie einen quietschenden Laut produzieren. Wenn sie auf die Oberfläche geworfen werden, muss diese Art von Zapfen einen sehr dumpfen Klang erzeugen mit langer Resonanz und minimalem Ricochet …“ (Zitate aus der Partitur).
Elena Rykova
Brahim Kerkour (*1980) ist ein anglo-marokkanischer Komponist. Er studierte bei Fabien Levy, Tristan Murail und Noel Zahler an der Columbia University in New York und wurde dort auch promoviert. Heute lebt und arbeitet er in London. In seiner kompositorischen Arbeit sieht sich Kerkour in einer Musikästhetik verankert, für die die sinnliche Erfahrbarkeit von Klang wesentlich ist. Daher stehen im Zentrum seiner Annäherung an akustisch-sinnliche Phänomene vor allem die experimentelle Erforschung von klingenden Materialien sowie die Formen der Ausbreitung von Klang in diesen Materialien unter Berücksichtigung von kinetischen, taktilen und spatialen Kriterien. Der nachlassenden Wertschätzung des Hörens und seiner heutzutage untergeordneten Rolle möchte er Hör-Erfahrungen entgegenstellen, die frei sind von Ablenkungen, welche Aufmerksamkeit vom Hören abziehen könnten. Zuletzt wurden seine Werke bei ECLAT, MaerzMusik Berlin, dem Mata Festival New York und in Bridgewater Hall (Manchester) aufgeführt und von SWR und France Music übertragen.
Drift
In Drift wird der Raum in ein interaktives elektronisches Instrument verwandelt. Klang wird vollständig durch die Bewegung des Performers geformt, der mit einer 3D-Kamera gekoppelt ist. Eine Komposition erwächst aus den Gesten und Verlagerungen des Performers, die wiederum die Gestalt eines Tanzes und einer Klang-Architektur annehmen. Ohne Anfang und Ende ist das vibrierende Resultat eine Einladung, Klang zu kosten und zu genießen, sich tiefer in die Wahrnehmung zu versenken und nach und nach die Barrieren zwischen dem Klang, der Bewegung und dem Raum aufzulösen. Die einhüllende Klangmasse, die vollständig aus geformten, geschichteten und bearbeiteten Realtime-Geräusch-Signalen gebildet ist, wird kontinuierlich in Gewicht, Dichte, Volumen, Maserung und Farbe ausgeformt. Aufgrund der sensiblen Reaktionen der Kamera auf mikroskopische Veränderungen in der Reichweite ihrer Wahrnehmung basiert die Performance auf Bewegungstechniken wie Feldenkrais und Body-Mind Centering, um die Kontrolle zu behalten über die Gesten und das räumliche Bewusstsein, das notwendig ist, um diese Klang-Umgebung zu bespielen.
Brahim Kerkour

© Martin Sigmund

© Martin Sigmund

© Martin Sigmund

© Martin Sigmund

© Martin Sigmund

© Martin Sigmund

© Martin Sigmund