One line

Milica Djordjević

Milica Djordjevic
© Astrid Ackermann

Eine überbordende Klangfantasie ist die Grundlage der Musik von Milica Djordjević (*1984 in Belgrad). Als Komponistin ist sie in der Lage, die von einem einsamen Cello erzeugten Klänge mittels Live-Elektronik in ein akustisches Gewitter von schier existenziellen Dimensionen zu transformieren, umgekehrt zwölf Schlagzeuger sich in das Übergangsfeld vom Unhörbaren zum Schattenhaften versenken zu lassen oder in Ensemble- und Orchesterwerken statische Klangflächen sacht zu verflüssigen und in träge und zäh dahinrinnende Strömungen zu verwandeln.

Ihre Musik ist fremd und vertraut zugleich– fremd, weil sie Dunkelheit, Angst, verborgene und unterdrückte Dinge freisetzt; vertraut, da sie diese Dinge zur Explosion und deren Splitter zum Glitzern bringt. So spröde und abstrakt die Oberfläche ihrer Stücke zunächst erscheint, so sinnlich fesselnd wirken die ausgearbeiteten Texturen und dramatischen Spannungsverläufe.

Milica Djordjević wurde in Belgrad geboren und erlebte in ihrer Kindheit die Bürgerkriege und die Bombardierung ihrer Heimatstadt durch die NATO. Sie studierte Komposition in Belgrad, Strasbourg, an IRCAM und Berlin. Ihr umfangreiches Schaffen, das von führenden Solisten, Ensembles und Orchestern aufgeführt wird, umfasst Stücke für Soloinstrumente, Kammermusikwerke und groß besetzte Orchesterkompositionen. Sie erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter der Claudio Abbado Preis (2020), der Förderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung (2016) und der Belmont Preis (2015).