One line

Kathrin Denner: cadere-fallen

für vier Posaunen

(2022)

Das Verb cadere kommt aus dem lateinischen und kann mit fallen, sinken, herabfallen, untergehen,

herabfließen, sich ergießen, auslaufen, stürzen, sterben, schlachten, opfern, unterliegen, treffen, abfallen, widerfahren und enden übersetzt werden.

Die Bezeichnung Kadenz leitet sich vom lateinischen cadere ab. Als Kadenz bezeichnet man neben dem Abfallen der Stimme in der Sprachwissenschaft und der metrischen Form eines Versschlusses auch eine Akkordfolge als Abschluss oder Gliederung eines Musikstücks, hierzu werden in der Regel die Stufen- oder Funktionstheorie bemüht, also Beschreibungsmethoden des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Die Reduktion auf die Abfolge von Akkorden ist somit problematisch, da die Entwicklung der Kadenz auf die Kontrapunktikdie Kunst der kontrapunktischen Stimmführung, etwa 400 Jahre früherzurückgeht. Außerdem bezeichnet man als Kadenz auch eine improvisierte oder ausgeschriebene solistische Ausschmückung eines Themas am Schluss (einzelner Sätze) eines Konzerts, die dem Musiker beziehungsweise der Musikerin die Möglichkeit bietet, ihr virtuoses Können zu zeigen.

In meinem Stück caderefallen beziehe ich mich beim Thema Kadenz am ehesten auf die kontrapunktische Perspektive. Kleine, klauselartige Ornamente umspielen Zentraltöne, welche stetig fallen. Im wahrsten Sinne des Wortes wird es immer tiefer. Kadenz in meiner freien Auslegung, fallen und fallen und fallen hat einen versteckten Bezug zur barocken Figuren- und Kadenzlehre. Dabei darf natürlich kurz vor Schluss die nach Anweisung improvisierte »Solokadenz« nicht fehlen. Diese wird nicht von einem, sondern von vier Musiker:innen vorgetragen.
Kathrin A. Denner