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Sa 05.02.22
14:30Uhr
Theaterhaus, P1

Practises of Subordination

Practises of Subordination

Video-Installation von Sergey Shabohin

 

Lecture-Performance mit

Christoph Ogiermann, Komponist und Lena Prents, Kunsthistorikerin

 

 

In seinem persönlichen Projekt »Practices of Subordination« analysiert Sergey Shabohin methodisch und akribisch die Mechanismen der Macht. Seit 2010 sammelt der Künstler im öffentlichen Raum und im privaten Umfeld Geschichten und triviale Objekte über alltägliche Ereignisse in Belarus, die von der bewussten, gewaltsamen Einmischung des Staates in das Leben seiner Bürger zeugen. Aus diesem »totalitären Archiv« von Textdokumenten, Bildern, Fotos und Objekten formulierte er in 18 künstlerischen Tafeln eine ergreifende Erzählung über die staatlichen Strukturen, die die Bürger im modernen Belarus unter Druck setzen.

 

Für das Projekt ECHOESVoices from Belarus I (ECLAT 2021) entstand ein eineinhalbstündiger Film, für den Shabohin die 18 Tafeln zu einem kontinuierlichen Narrativ zusammenführt und in dem Christoph Ogiermann in seiner Komposition die ganze Wucht, die in den visuellen Botschaften steckt, unmittelbar physisch erfahrbar macht. Ausschnitte dieser eindrucksvollen »Sammlung der verschiedenen Pathologien eines autoritären Systems« sind nun bei ECLAT 2022 live zu erleben. Dank der kenntnisreichen Interpretation der Kunsthistorikerin Lena Prents, die seit vielen Jahren die künstlerische Arbeit Sergey Shabohins begleitet, lernen wir dabei, die unzähligen Zitate und Symbole eines Lebens im Totalitarismus-System zu entschlüsseln.

 

 

 

»In der belarussischen Kultur gibt es keinen festen Grund, der Boden bewegt sich unter deinen Füßen und du musst immer neu die Balance finden«, sagt Valzhyna Mort. Ihre Poesie ist von pointierter, harter, rhythmischer Diktion, ihr Ton hat etwas Unerbittliches. Mit Belarus, dem Land ihrer Herkunft, in dem die Stille auch die Stille ist, die über Gräberfeldern liegt, wird sie nicht fertig. In einer Stadt aufgewachsen zu sein, in der ‚Straßen die Namen von Mördern‘ tragen, prägt die Erinnerung: Sie ist als ‚illegale Migrantin‘ in der eigenen Gegenwart anwesend.

 

Der Georg-Büchner-Preisträger Jan Wagner spricht mit Valzhyna Mort über ihren Gedichtband »Musik für die Toten und Auferstandenen« und das Gedicht »Music for Girl’s Voice and Bison«. Für Oxana Omelchuk hat die Dichterin das Gedicht auf belarusisch gelesen. Zum Abschluss des an Endrücken reichen Nachmittags entspinnt sich ein hybrider Dialog zwischen der Dichterin und der Komponistin: eine musikalische Gedicht-Interpretation mit analogem Synthesizer.

 

»Die Stimme von Valzhyna Mort erinnert uns auf wundersame Weise daran, dass Wörter viele Dinge tun könnensie können tanzen, sie können sich in Ironie ergehen, sie können die Liebe preisen, aber sie können auch die Wahrheit sagen.«
Adam Zagajewski

(Zitate aus dem Klappentext zu Valzhyna Morts Gedichtband »Musik für die Toten und Auferstandenen«. der edition suhrkamp, Berlin 2021)

Christoph Ogiermann
© Dina Koper
Valzhyna Mort
© Ekko von Schwichow
Oxana Omelchuk
© privat
Jan Wagner
© Alberto Novelli/Villa Massimo